Er stärkt Partnerschaften zur Phosphorrückgewinnung in Europa
Christian Kabbe, Geschäftsführer von EasyMining Deutschland, kehrte Ende 2022 in den Vorstand der European Sustainable Phosphorus Platform (ESPP) zurück. Dies ist der jüngste Schritt in Kabbes Bemühungen, die europäische Zusammenarbeit zu stärken und Phosphorrückgewinnung und -recycling für eine nachhaltigere Gesellschaft voranzutreiben.
22 März 2023Seit ihrer Gründung im Jahr 2013 ist die ESPP eine treibende Kraft auf dem Gebiet des Phosphor-Managements. Kabbe, der seit den Anfängen der in Brüssel ansässigen gemeinnützigen Organisation dabei ist, misst der ESPP eine entscheidende Rolle für die Koordinierung und Rationalisierung der Bemühungen um die Rückgewinnung und das Recycling von Phosphor in ganz Europa bei. Hier konnten Gruppen, die vorher wahrscheinlich nicht zusammengekommen wären, ihre Erkenntnisse austauschen und passende Lösungen für die gemeinsamen Herausforderungen bei der Bewirtschaftung einer Ressource erarbeiten, die auf der Website des ESPP als „wesentlich für die Landwirtschaft und direkt mit der Ernährungssicherheit verbunden“ beschrieben wird.
„Die ESPP hat sich in allen relevanten Interessengruppen – in Politik, Industrie und Wissenschaft – einen guten Ruf erworben. Sie fungiert als wichtiger Pool von fundiertem Wissen, Erfahrung und Visionen“, sagt Kabbe.
Seine Berufung in den Vorstand der Organisation spiegelt das aktive Engagement von EasyMining für die Mission der ESPP wider. Als Innovationsunternehmen, das sich der Schließung von Nährstoffkreisläufen verschrieben hat, sieht EasyMining in der Zusammenarbeit das Rückgrat des Übergangs zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Bei diesen Bemühungen ist Kabbe, der die deutsche Niederlassung des Unternehmens leitet, eine treibende Kraft.
Setzen eines Branchenstandards in Deutschland
Mitte 2022 trug Kabbe zur Gründung der Initiative „Sauberer Phosphor 2029“ bei, einer Initiative von Akteuren mit einer gemeinsamen Vision die saubere Rückgewinnung und sauberes Recycling von Phosphor. Gemeinsam haben EasyMining Deutschland und die anderen Mitglieder eine Liste von sieben Leitsätzen für eine saubere Phosphorrückgewinnung entwickelt und veröffentlicht.
Für Kabbe stellen die Faktoren Qualität, Menge, als auch Zuverlässigkeit die Eckpfeiler nachhaltigen Phosphorrecyclings dar.
„Sie brauchen Qualität, und zwar stabil, um sicherzustellen, dass die Verwertung und das Recycling nachhaltig sind und das Material auf breiter Basis verwendet werden kann, so dass die Marktakzeptanz gewährleistet ist. Aber es kommt auch auf das Volumen an: für Marktrelevanz braucht man eine gewisse kritische Masse, sonst ist die Industrie nicht interessiert. Außerdem kommt es auf die (Liefer-)Zuverlässigkeit an, denn niemand wird bei Ihnen kaufen, wenn Sie keine stabile Versorgung garantieren können“, sagt er.
EasyMining und die Nachhaltigkeit von Phosphor
Alle Organisationen und Unternehmen, die Mitglied der ESPP sind, haben ein Interesse an nachhaltigem Phosphormanagement, auch wenn sie sich an unterschiedlichen Stellen in der gesamten Wertschöpfungskette agieren. Einige stellen Düngemittel her und sind in der Landwirtschaft tätig, wo Phosphor für die Produkte benötigt wird, während andere für die Abwasserbehandlung zuständig sind, die selbst eine zirkuläre Phosphorquelle darstellt.
Bei EasyMining ist es die zugrunde liegende Technologie für die Rückgewinnung von Phosphor. Das Ash2Phos-Verfahren des Unternehmens ist ein bahnbrechender Ansatz zur Rückgewinnung der Ressource aus thermisch vorbehandeltem Klärschlamm, mit dem nicht nur eine größere Menge des Nährstoffs zurückgewonnen werden kann als mit ähnlichen Verfahren, sondern auch aus viel mehr und heterogenen Quellen.
„Aschemengen verschiedener Anlagen lassen sich zusammenführen, so dass das Potenzial an Phosphor, der gewonnen werden kann, um zwei Größenordnungen höher ist als bei dezentralen Ansätzen“, sagt Kabbe.
Ash2Phos wird nun in den industriellen Maßstab überführt. Dabei spielen Partnerschaften eien tragende Rolle. Um die erste Anlage mit einer Kapazität von 30.000 t Klärschlammasche pro Jahr zu bauen und zu betreiben, gründeten EasyMining und das deutsche Versorgungsunternehmen Gelsenwasser 2021 das Gemeinschaftsunternehmen Phosphorgewinnung Schkopau GmbH. Diese Anlage befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Wenn alles glatt läuft, kann sie vor Ende 2025 in Betrieb genommen werden. Danach sollen weitere Anlagen in Deutschland folgen, die insgesamt eine Aschekapazität von 300.000 t/a bereitstellen sollen.
Kreislaufwirtschaft erfordert neue Politikgestaltung
Nach Ansicht von Kabbe bedarf es sinnvoller Änderungen auf regulatorischer Ebene, bevor die Mitglieder der ESPP auf eine echte Kreislaufwirtschaft für Phosphor hoffen können. Strengere Vorschriften, wie z. B. rechtlich verbindliche Ziele für die Phosphorrückgewinnung in Deutschland und der Schweiz, waren ein wichtiger Katalysator für Innovationen. Überholte, nicht dem Stand der Zeit entsprechende Gesetzte und Verordnungen können aber auch ein Hindernis darstellen. Soll die Transformation zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft gelingen, müssen Qualität und Funktion der Produkte bestimmend werden, nicht jedoch die Quelle (primäre oder sekundäre) der eingesetzten Materialien.
Selbst innerhalb Deutschlands sind die rechtlichen Rahmenbedingungen nach wie vor uneinheitlich. Die Rückgewinnung von Phosphor nach der thermischen Vorbehandlung wird in Deutschland ab 2029 verbindlich vorgeschrieben (Rückgewinnungsgebot). Jedoch darf der Phosphor zum Beispiel nach der deutschen Düngemittelverordnung nur dann in Düngemitteln genutzt werden, wenn bereits der jeweilige Klärschlamm für die landwirtschaftliche Verwertung zugelassen war. Diese überholte Regelung diskriminiert also selbst die Verwendung qualitativ hochwertigerer Phosphate in Düngemitteln als derzeit auf dem Markt für diesen Bereich eingesetzt werden. Angesichts steigender Anforderungen an die Abwasserbehandlung und der damit zwangsläufig einhergehenden Verschlechterung der Klärschlammqualitäten muss hier nachgebessert werden. Eine Harmionisierung mit der EU Düngeprodukteverordnung darf nicht länger verzögert werden.
„Die verschiedenen Ministerien, die entlang der Wertschöpfungsketten bzw. Kreisläufe mitbestimmen, müssen endlich kooperieren und synchronisieren, damit eine Kreislaufwirtschaft möglich wird. Kompetenzgerangel zwischen einzelnen Ressorts wirkt leider bremsend auf die Transformation zur Kreislaufwirtschaft. Für unsere Zukunft müssen wir alle an einem Strang ziehen.“ – bemerkt Kabbe