Seit zwei Jahrzehnten setzt er sich für die Rückgewinnung von Phosphor ein, und jetzt ist es endlich soweit!
Christian Kabbe, Geschäftsführer von EasyMining Deutschland, arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten an der Verwirklichung einer Vision für eine nachhaltige Phosphorrückgewinnung. Mit der ersten Ash2Phos-Anlage, deren Bau nun in Schkopau genehmigt wurde, sieht er sowohl einen großen Schritt nach vorn als auch ein branchenführendes Modell für die Region.
29 Jan. 2025Für Kabbe war es ein langjähriges Ziel, die Rückgewinnung von Phosphor zur Marktreife zu führen. In den 1980er Jahren, als die erste Umweltschutzbewegung in Europa entstand, studierte er Chemie mit dem Ziel, chemische Schadstoffe zu bekämpfen. In den späten 2000er Jahren war er an der Entwicklung der ersten deutschen Strategie zur Phosphorrückgewinnung beteiligt, bevor er sich auf EU-Ebene an Projekten beteiligte, deren Aktivitäten schlussendlich die Bildung einer europäischen Vereinigung rund um den Nährstoff Phosphor begünstigte.
Sein Mantra bei alledem? „Vorwärts denken, zirkulär handeln!“ Und nun, da die weltweit erste Ash2Phos-Anlage Realität wird, tritt die Phosphorrückgewinnung in eine neue, aufregende Phase ein: echte Kreislauflösungen sind in Reichweite.
„Die Kreislaufwirtschaft ist nicht mehr nur eine Option, sondern ein Muss für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Überleben. Und wenn unsere erste Ash2Phos-Anlage erst einmal in Betrieb ist, wird sie die flächendeckende Einführung der Phosphorrückgewinnung drastisch beschleunigen“, so Kabbe.
Eine neuartige Anlage zur Nährstoffrückgewinnung
In der Anlage, die derzeit in Schkopau in Sachsen-Anhalt gebaut wird, soll die Ash2Phos-Technologie von EasyMining in großem Maßstab eingesetzt werden.
Mit diesem Verfahren werden mehr als 90 % des Phosphors aus verbranntem Klärschlamm zurückgewonnen. Das Ergebnis ist ein erneuerbares, hochwertiges Phosphat, das direkt als Düngemittel und als einer der vielseitigsten Rohstoffe in der Phosphat-Wertschöpfungskette eingesetzt werden kann. Somit kann der Einsatz von bergmännisch abgebautem Phosphatgestein reduziert werden, was mit zu einer Kreislaufwirtschaft beiträgt.
Kabbe hebt die wichtige Rolle hervor, die EasyMining bei der Entwicklung neuer Verfahren zur Nährstoffrückgewinnung gespielt hat. Der Schlüssel zu Innovationen wie Ash2Phos liegt darin, dass der Schwerpunkt auf der Herstellung hochwertiger Materialien liegt, was Kabbe als wesentlich für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft betrachtet.
- EasyMining hat sich immer darauf konzentriert, ein möglichst einfaches und robustes Verfahren zu entwickeln, das Materialien in Marktqualität liefert, denn die Rückgewinnung macht nur dann Sinn, wenn das zurückgewonnene Material vom Markt aufgenommen wird, sagt er.
Führend auf dem Weg zu einer europäischen Kreislaufwirtschaft
Kabbe hat lange genug mit der Rückgewinnung von Nährstoffen gearbeitet, um sowohl die Aufregung über technologische Durchbrüche als auch die Frustration über langsame politische Entwicklungen zu erleben. In Europa haben die regulatorischen Änderungen nicht mit dem Innovationstempo Schritt gehalten, ein Muster, das den Übergang zur Kreislaufwirtschaft weiterhin behindert.
Eine Herausforderung besteht darin, dass sich einige EU-Vorschriften auf die Herkunft der Nährstoffe und nicht auf deren Qualität konzentrieren. So ist es beispielsweise verboten, den aus Klärschlamm gewonnenen Phosphor in Futtermitteln zu verwenden, selbst wenn die Qualität besser ist, als die aus abgebautem Phosphatgestein. Es gibt einen längst überfälligen Paradigmenwechsel von ‚Qualität über Herkunft“, der die Kreislaufwirtschaft ganzheitlich ermöglichen würde.
Ein weiterer Faktor ist laut Kabbe die mangelnde Bereitschaft einiger politischer Entscheidungsträger, Kreislaufwirtschaft verpflichtend zu machen. Deutschland, die Schweiz und jetzt auch Österreich haben Vorschriften mit verbindlichen Fristen für die Rückgewinnung von Phosphor erlassen. Andere Länder in Mitteleuropa haben zwar ihr Interesse an einem ähnlichen Ansatz bekundet, zögern jedoch mit der Verabschiedung von Gesetzen.
- Es gibt viele Diskussionen darüber, ob all diese Verfahren und Technologien wirklich funktionieren und überall angewendet werden können. Das erste Werk ist immer das schwierigste. Aber wenn man erst einmal ein gut funktionierendes Beispiel vorweisen kann, wird es viel einfacher, weil andere etwas zum Nachahmen haben“, erklärt er.
Unermüdliches Eintreten für eine gemeinsame Vision
Während die Bauarbeiten in Schkopau beginnen, wird sich Kabbe weiterhin für den Kreislaufgedanken einsetzen und neue Koalitionen bilden. Im Rahmen der „Initiative Sauberer Phosphor 2029“ arbeitet er mit Akteuren in ganz Deutschland zusammen, um eine gemeinsame Vision für eine nachhaltige Phosphorrückgewinnung zu fördern.
Diese Initiative, an deren Gründung er 2022 beteiligt war, begann als Zusammenarbeit zwischen Akteuren, die im Bereich der Abwasserentsorgung oder des Phosphorrecyclings und der Phosphorrückgewinnung tätig sind. Seitdem ist Initiative auf rund 20 Mitglieder innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette angewachsen. Dieses Wachstum hat die Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger geweckt, die die Mitglieder der Initiative zu Diskussionen und Anhörungen einladen.
Bei jeder Gelegenheit setzt sich Kabbe für drei Standards innerhalb einer zirkulären Phosphorwirtschaft ein: eine hohe Qualität, eine marktrelevante Menge und eine zuverlässige Versorgung. Und nach fast zwanzig Jahren unermüdlicher Tätigkeit in diesem Bereich ist er ein leidenschaftlicherer Verfechter als je zuvor.
- Ich möchte sicher sein, dass ich alles getan habe, um die Welt zu verbessern oder zumindest nicht zu verschlechtern. Das ist, was mich antreibt, für das Gute zu kämpfen“, fügt Kabbe hinzu.